Fett und Beuys. Gemäß der Legende haben die Krimtartaren ihn nach dem Flugzeugabsturz gerettet, indem Sie seinen Körper mit Fett und Filz vor der Kälte retteten. Scharfe Gerüche von Käse, Fett und Milch blieben in seinem Gedächtnis. Sinngemäß sind meine Bilder zu verstehen. Sie visualisieren das Fett, den Wohlgeruch auf dem Weg zur Rettung des Menschen durch vollendeten Genuss.
Kun?toffe. Dass jeder Mensch aus dieser Schreibweise die Begriffe Kunst und Kunststoff intuitiv lesen kann, ist (k)eine Überraschung, sondern eine große Leistung des menschlichen Gehirns. Selbst die In-Frage-Stellung des allgemein gültigen Kunstbegriffs durch Beuys, die er ja zur Stolperfalle für alle seine Kritiker und manchmal auch Anhänger kommuniziert hat, ist durch das „?“ im Titel enthalten. Weitere Assoziationen bleiben jedem Betrachter vorbehalten und sind in Beuys‘ und auch meinem Sinne nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Dass nebenbei Alltagsdinge aus Kunststoff künstlerisch schön und eigenwillig - so empfinde ich meine Bilder - dargestellt werden können, ist nicht nur ein Nebeneffekt, sondern gewollt.
Joseph Beuys, der als Funker mit einer Ju-87 im 2. Weltkrieg über der Krim abgestürzt ist, hat später erzählt, dass Tataren ihn in Filzdecken gewickelt und mit Fett sowie Honig versorgt haben.
In dem Foto ,Absturz‘ habe ich die Situation nachgestellt; ‚Tränen auf Filz‘ stellt seine schmwerzhafte Kopfverletzung dar. ‚Dem Filz auf der Spur‘ (das dritte Bild) war Beuys auch in der Politik: er kämpfte für die direkte Demokratie durch Volksabstimmung.
Es ist sicherlich eine der ersten Assoziationen, die man mit Joseph Beuys in Verbindung bringt: der Hut. Mein erster Impuls war bei diesem Thema daher, die charakteristische Kopfbedeckung in Szene zu setzen. Schnell wurde beim Fotografieren klar, dass es gar keinen sichtbaren Träger braucht, um dieses Accessoire wirken zu lassen.
Entstanden sind „Variationen mit Hut“, die immer eine andere Perspektive zeigen und Szenerie erzählen.
Josef Beuys hat seine Kunstwerke jeweils immer in verschiedenen Räumen erstellt bzw. inszeniert. Und genau wie Beuys durch Räume inspiriert wurde, so haben mich Räume inspiriert.
Alle Fotos entstanden in einem Gebäude, welches noch vor kurzem die Zentrale eines Welthandelskonzern war, dessen Blütezeit im gleichen Zeitraum lag. Einige Gegenstände weisen noch darauf hin. In der Zwischenzeit bekommen die Räume neue Aufgaben.
Joseph Beuys als Universalkünstler fotografisch in Szene zu setzen, war eine äußerst interessante wie auch anspruchsvolle Aufgabe. Bei einem Besuch der Pinakothek der Moderne in München kam mir beim Betrachten der Capri-Batterie (eines des letzten von Beuys geschaffenen Multiple aus dem Jahre 1985) in den Sinn, diesen Ansatz aufzugreifen und die ursprünglich vorhandene Zitrone durch andere Früchte zu ersetzen. So entstanden die 11 fotografischen Objekte der Fotoreihe CAPRI, als eine Hommage an die Beuyssche Capri-Batterie.